Ende 1972 wurde der 1. ABC-Zug München-Land als Einheit des Katastrophenschutzes vom Landratsamt München aufgestellt. Träger des Zuges war damals die Bundesrepublik Deutschland, die mit
diesen einheitlich ausgestatteten Katastrophenschutzzügen Vorsorge für einen möglichen Spannungs- oder Verteidigungsfall betrieb. Den ABC-Zügen war die Aufgabe zugewiesen, bei Angriffen mit
atomaren (A), biologischen (B) oder chemischen (C) Waffen Erkundungen und Messungen durchzuführen sowie etwaige Kontaminationen zu beseitigen.
Als 1975 beim Brand einer Lagerhalle für Düngemittel der Katastrophenfall festgestellt wurde, wurde der ABC-Zug München-Land unerwartet und trotz der zivilen Schadenslage zu seinem ersten Einsatz
alarmiert. Beim Befüllen der Atemluftflaschen der Feuerwehren mit dem damals vorhandenen Kompressoranhänger leisteten die Helfer so gute Arbeit, dass der ABC-Zug in die zivile Gefahrenabwehr des
Landkreises eingebunden wurde. Die für den Verteidigungsfall vorgesehene Ausstattung des Bundes wurde vom Landkreis so erweitert, dass der ABC-Zug fortan selbstständig oder in Unterstützung der
Feuerwehren bei Unfällen mit radioaktiven, biologischen und chemischen Stoffen eingesetzt werden konnte.
Neben diesen auch damals regelmäßig vorkommenden Unfällen war der ABC-Zug München-Land bereits 1977 bei einer mehrere Wochen dauernden Schadenslage besonders
gefordert: In Unterföhring brach in einer Schafherde das Q-Fieber aus, weshalb Schäfer und Schafe unter Quarantäne gestellt und vom ABC-Zug versorgt werden mussten. Zweimal wurde auch das gesamte
Weidegelände einschließlich der darauf befindlichen Hütten dekontaminiert.
Untergebracht war der ABC-Zug zu dieser Zeit noch in einer behelfsmäßigen Unterkunft auf dem Gelände des damaligen Bezirkskrankenhauses Haar. Dies änderte sich 1984, als das heutige Gerätehaus im
Brand- und Katastrophenschutzzentrum des Landkreises in Haar bezogen werden konnte. Hier steht seitdem ein großzügiges und funktionelles Gebäude zur Unterbringung der Fahrzeuge und Geräte sowie
zur Ausbildung und übung zur Verfügung.
Einsätze aus dem Bereich des Strahlenschutzes und der Gefahrstoffe boten dem ABC-Zug immer wieder die zahlreichen Forschungseinrichtungen und verarbeitenden Betriebe des Landkreises. Regelmäßiger
Grund für Einsätze in der Biologie war die damals noch weit verbreitete Tollwut. Die besondere Ausstattung des ABC-Zugs für den Katastrophenfall, vor allem die Trinkwasseraufbereitungsanlagen,
führten die Helfer mehrmals quer durch Oberbayern, bis nach Eichstätt und Penzberg.
Auch wenn der ABC-Zug München-Land fester Bestandteil der täglichen Gefahrenabwehr im Landkreis München ist, wurde er bis in die 1990er-Jahre doch vor allem aus Mitteln des Zivilschutzes
finanziert. Jedoch war mit dem Ende des Kalten Krieges die bedeutendste Bedrohung, die Deutschland in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts gefürchtet hatte, verschwunden. Bundesweit reduzierte
man daraufhin die Vorhaltung des Zivilschutzes. Als im Jahr 2001 die Bedeutung des internationalen Terrorismus nicht mehr zu übersehen war, überdachte man jedoch diese Entscheidung und stellte
mit den Gerätewagen Messtechnik und Dekontamination neue modern ausgestattete Fahrzeuge in Dienst, um den Herausforderungen des aktuellen Bevölkerungsschutzes gerecht zu werden – eine
Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist. Aufgaben und Einsatzmittel aus dem Zivilschutz und der allgemeinen Gefahrenabwehr ergänzen sich so hervorragend.
Der 1. ABC-Zug München-Land ist heute aus dem Hilfeleistungssystem des Landkreises München nicht mehr wegzudenken. Die Mitglieder des Zuges leisten Jahr für Jahr bei zahlreichen Einsätzen viele
hundert Einsatzstunden zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. Mit der immer wieder modernisierten Ausstattung und nicht zuletzt der Erweiterung des Gerätehauses im Jahr 2010 zeigt der Landkreis
seine Wertschätzung gegenüber unserer ehrenamtlichen Tätigkeit.