Als erste Einheit im Freistaat erhält der ABC-Zug München-Land den Prototyp einer neuen Reihe von Strahlenschutzfahrzeugen. Trägerfahrzeug ist ein Mercedes-Benz Vario (7,5 t zGM). Das
Vorgängermodell war ein Mercedes-Benz 608 D von 1984, der bereits vor etwa fünf Jahren ausgemustert werden musste.
Die technischen Anforderungen an das Fahrzeug und die Ausstattung wurden durch eine Arbeitsgruppe aus Führungskräften des ABC-Zugs München-Land, der Münchner Feuerwehr und Mitarbeitern des
bayerischen Staatsministeriums des Innern festgelegt. Die Ausschreibung zum Fahrzeugbau erfolgte in der ersten Jahreshälfte 2010. Nach Prüfung der Angebote erhielt die Firma Evolution
Sonderfahrzeugbau GmbH aus Plattling den Zuschlag. Die Katastrophenschützer aus dem Landkreis München in die Planungen einzubeziehen, folgt der bei der Konzeption des Vorgängers begonnenen
Tradition. Folgerichtig und ebenfalls so wie beim vorherigen Fahrzeug wurde dem ABC-Zug der Prototyp zum praktischen Testen zugeteilt. In enger Abstimmung mit dem bayerischen Innenministerium
werden in den nächsten Monaten etwaige Verbesserungsvorschläge erarbeitet.
Zwar ist das neue Fahrzeug etwa so groß wie sein Vorgänger. Im Unterschied dazu ist jedoch beim aktuellen Modell der Mannschaftsraum auf die Größe einer Staffel statt einer Gruppe ausgerichtet,
um mit dem gewonnenen Platz den Laderaum zu vergrößern. Nötig wurde das größere Stauvolumen durch die Ergänzungslieferung Radiologie des Freistaats Bayern, die neue Strahlenschutz-Messgeräte für
den Angriffstrupp und den Kontaminationsnachweisplatz umfasst. Grundlage dieser Messausstattung sind Kontaminationsnachweisgeräte, die zum Teil mit Zählrohren und zum Teil mit Szintillatoren
arbeiten. Auch für den Nachweis von Tritium, das im Landkreis München in mehreren Forschungseinrichtungen verwendet wird, ist ein Gerät vorhanden. Auf dieser Grundausstattung bauen ein
Dosisleistungsmessgerät mit Unterdrückung des natürlichen Strahlungsuntergrunds und drei Teledetektoren, also Dosisleistungsmesser mit Auslegerarm, auf. Zur Abschirmung hochaktiver
Strahlenquellen kann die mitgeführte tragbare Bleiabschirmung verwendet werden. Für das vom ABC-Zug München-Land entwickelte Konzept eines Kontaminationsnachweisplatzes befinden sich auf dem
Fahrzeug außerdem Staubbindematten zur Fixierung von Kontaminationen auf dem Boden.
Zur Atemschutz-Ausstattung des neuen Gerätewagens gehören 18 Pressluftatmer und 40 Masken. Weil im Strahlenschutzeinsatz in vielen Fällen Atemschutzfilter statt Pressluftatmer verwendet werden,
sind auch 40 Filter vorhanden: Kombinationsfilter für Partikel und Gase, auch mit Schutz gegen das hochflüchtige Methyliodid, das bei Unfällen aus kerntechnischen Anlagen freigesetzt werden kann,
und reine Partikelfilter für die Helfer am Kontaminationsnachweisplatz. Zusammen mit dem vorhandenen Werkzeug zur Reparatur von Atemschutzgeräten wird der GW-AS im Einsatz zum echten
Atemschutzstützpunkt.
Untergebracht ist die Ausstattung in einem Regalsystem auf beiden Seiten des Mittelganges im Laderaum. Dort befinden sich auch die Schutzbekleidung und die Atemschutzgeräte in Kunststoffkisten,
damit sie im Einsatz außerhalb des Fahrzeugs geordnet aufgestellt werden können. Für Schreibarbeiten, insbesondere für die im Strahlenschutz erforderliche Registrierung von Messwerten am
Einsatzende, gibt es am Heck einen ausziehbaren, überdachten und beleuchteten Arbeitstisch.
Bereits zwei Tage, nachdem der GW-AS in Dienst gestellt worden ist, konnten die Einsatzkräfte erste Erfahrungen mit dem Fahrzeug und seinem Ladungssystem sammeln. Eine Einsatzübung führte den
ABC-Zug München-Land zum Chemie-Department der Technischen Universität München, wo eine unkontrollierte chemische Reaktion in einem Uranlabor dargestellt wurde. Besonders beobachtet wurde, wie
die Ausgabe der Messgeräte, deren Bedienung den Helfern bereits bekannt war, aus dem Fahrzeug schnell und zuverlässig organisiert werden kann. In Einsätzen wird das Fahrzeug bei dem
Alarmstichwort Strahlenunfall als erstes Großfahrzeug und bei Bränden und Chemieunfällen unmittelbar nach den Fahrzeugen mit der fachbezogenen Ausstattung (Gerätewagen Gefahrgut und ABC-Erkunder)
ausrücken.