Chemische Schadensfälle sind Ereignisse, bei denen Menschen, Tier und Umwelt durch „chemische Stoffe“ gefährdet werden.
Der Umgang mit Chemikalien ist uns im Alltag vertraut. Ob Benzin, Essigessenz, Haushaltsreiniger oder Spiritus: viele Stoffe, die vertraut und harmlos wirken, sind „gefährliche Stoffe“ – vor
allem, wenn sie in größeren Mengen und hoher Konzentration freigesetzt werden. Dann können Mensch und Umwelt durch die vielfältigen Eigenschaften, die solche Stoffe besitzen, bedroht
werden.
Gefährliche Stoffe können z. B. explosionsgefährlich, entzündlich, giftig, krebserregend, erbgutverändernd oder umweltgefährdend sein, um nur einige Eigenschaften zu nennen. Unser hoher Bedarf an
chemischen Erzeugnissen führt dazu, dass jährlich große Menge gefährliche Stoffe hergestellt, transportiert und verbraucht werden. Überall, ob bei Produktion, Transport, Lagerung oder Anwendung,
besteht die Möglichkeit eines Unfalls. Dass gefährliche Stoffe nicht nur unbeabsichtigt frei werden können, hat 1995 einmal mehr der Anschlag auf die Tokioter U-Bahn gezeigt, bei dem Mitglieder
der terroristischen Aum-Sekte das Nervengift Sarin freisetzten. Zwölf Menschen starben an den Folgen ihrer Vergiftung, tausende wurden verletzt.
Die ABC-Einheiten des Bundes wurden zunächst nur zur Bekämpfung der Folgen von C-Waffen-Einsätzen ausgerüstet. Gerade die gute Einsetzbarkeit von Helfern und Ausrüstung für die Bewältigung von
„friedlichen“ Gefahrstoff-Schadensfällen hat jedoch dazu geführt, dass der ABC-Zug München-Land heute die Feuerwehren des Landkreises im Sinne eines „Gefahrgutzuges“ bei der Ausübung ihrer Arbeit
unterstützt. Die Aufgaben des ABC-Zugs reichen von der reinen Beratung über die Schadensbekämpfung vor Ort bis zur Dekontamination (Entgiftung) eingesetzter Personen und Geräte.
In der Ausbildung werden die verschiedenen Arten und Eigenschaften chemischer Gefahrstoffe und deren Kennzeichnung (Warntafeln, UN-Nummern, Gefahrensymbole, Gefahrendiamant etc.) besprochen. Die
Helfer werden umfassend in der Schadensbekämpfung, in der korrekten Anwendung der verschiedenen Messgeräte (z. B. Prüfröhrchen) und der persönlichen Schutzausrüstung unterrichtet. So ist es
wichtig zu wissen, welche Schutzausrüstung zwar vor giftigen Feststoffen, aber nicht vor aggressiven Flüssigkeiten oder giftigen Gasen schützt.